Am 27. Juni vergossen Aktivist:Innen von ANIMAL REBELLION am Stachus literweise Blut, um auf die unzähligen Opfer der tierbasierten Nahrungsindustrie aufmerksam zu machen und gegen das bestehende, zerstörerische und tödliche System zu rebellieren.
Diese Opfer sind zuallererst die Tiere, aber auch die Menschen, die zukünftigen Generationen und unser gesamtes Ökosystem.
Um die Zusammenhänge aufzuzeigen, gab es zu den Themenkomplexen „Tierrechte“, „Menschenrechte“, „Umwelt“ und „Pandemien“ jeweils Redebeiträge. Diese sind unten nachlesbar.
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Redebeiträge
Sehr geehrte Damen und Herren,
inmitten von München, unserer geliebten Weltstadt mit Herz, steht ein Schlachthaus. Am hellichten Tag sterben dort pro Woche über Tausend Kühe. Nachts, während wir schlafen, während wir gemütlich in unseren Betten liegen, sterben tausende von Schweinen. Die Schweine sind alle noch Babies. Sie sind vier bis sechs Monate alt.
An dem Tag, an dem die Tiere zum Schlachhof kommen, sehen viele von ihnen zum ersten Mal das Tageslicht. Sie atmen zum ersten Mal frische Luft. Auf dem Weg zum Schlachthof spüren sie zum ersten mal den Wind an ihrer Haut. Sie alle haben ein Leben voller Gewalt und Ausbeutung hinter sich. Die Tierindustrie ist eine unbeschreibliche Grausamkeit.
So stehen wir hier für die Küken, deren kleine, empfindsame Schnäbel von einer raffgierigen Industrie verstümmelt werden damit die Vögel sich später vor Stress, Enge und Langeweile nicht gegenseitig verletzen.
Wenn sie das Glück hatten, nicht männlich geboren worden zu sein, versteht sich. Denn sonst wären ihre gelben, flauschigen Körper bereits am ersten Tag ihres Lebens von den Klingen eines Schredders zerfetzt worden. Ihre Aufzucht lohnt sich für die Industrie nicht.
Wir stehen hier für die Ferkel, die im Alter von wenigen Tagen betäubungslos kastriert werden.
Ihre Mütter liegen apathisch und machtlos in engen Kastenständen. Die harten Metallstangen bohren sich in ihre überzüchteten, viel zu großen Körper. Nicht in der Lage, sich auch nur umzudrehen, starren sie den ganzen langen Tag, jeden Tag, auf ein und dieselbe Wand. Einen großen Teil ihres Lebens verbringen sie so.
Wir stehen hier heute für die Kälber, die verstört und einsam in ihren kleinen Iglus sitzen. Ihre Mütter haben verzweifelt nach ihnen geschrien. Abermals zwangsbesamt, abermals gebärt, abermals von ihren Kindern getrennt. Fühlende Lebewesen zu Milchmaschinen degradiert.
Ob Hühner, Schweine oder Kühe. Ob Bio, Freiland oder auf konventionelle Art ausgebeutet – Das Leben endet für alle Tiere schließlich am gleichen Ort: dem Schlachthof.
Der Grund, warum wir ihnen all das antun? Naja, weil’s schmeckt! Einen anderen Grund haben wir Menschen nicht ernsthaft vorzuweisen.
Ist der flüchtige Moment des Genusses all dieses Leid wirklich wert? Bitte hört auf euer Herz.
Zum Oktoberfest und zur Weihnachtszeit wird im Restaurant auf dem Schlachthof fröhlich gefeiert. Es wird getrunken, gesungen, getanzt. Ein kurzer Moment des Unbehagens, wenn mal wieder ein Tiertransporter die Tore passiert und dutzende Tieraugen verängstigt hinausblicken. Ein Stocken. Vielleicht ist das, was wir mit ihnen machen, irgendwie doch nicht in Ordnung?
Aber schon geht die Party auch weiter. Die Verdrängungsmechanismen erfüllen ihre Pflicht perfekt.
Wir haben die Gewalt gegen Tiere derart aus unserem Bewusstsein verbannt, das wir sie auch nicht wahrhaben wollen, wenn sie sich direkt um die Ecke vollzieht. So vergnügen sich die einen. Während die anderen nebenan um ihr Leben schreien.
Das Blut der getöteten Tiere möchte niemand sehen. Was zählt, ist der Genuss. Und das Geld.
Liebe Interessierte!
Der Konsum von Fleisch, Milch, Käse, Butter und Eiern ist auf vielen Ebenen schädlich: zu allererst für die Tiere. Der Konsum schadet aber auch uns Menschen:
1. Aktuell werden gerade die Ausmaße der Ausbeutungen der osteuropäischen ArbeiterInnnen in den Schlachtbetrieben bekannt. Über Subunternehmer werden den ArbeiterInnen jegliche Rechte genommen: sie müssen täglich bis zu 12 Stunden arbeiten, haben eine 6-Tage-Woche, bekommen nur 1200 EUR Gehalt und müssen in heruntergekommenen Unterkünften mit bis zu 6 Personen pro Zimmer leben. Dann wird Ihnen noch 250 EUR für eine Matratze abgenommen. Wir finden: das ist moderne Sklaverei – und gehört ab-ge-schafft.
2. Eine weitere Gruppe von Opfern sind die Verbraucher: viele Verbraucher sind sich der Gefahren des Konsums tierischer Produkte nicht bewusst. Die Gefahren sind bekannt, werden in der Werbung aber nicht genannt und von öffentlichen Stellen nicht konsequent angesprochen. Gemäß der WHO gilt Fleisch als krebserregend. Zudem enthalten nur tierische Produkte Cholesterin. Zusammen mit gesättigten Fettsäuren sind sie die Hauptursache für Bluthochdruck, Herzinfarkte, Schlaganfälle und Diabetes. Wir finden: das ist Irreführung – und gehört ab-ge-schafft.
3. Eine Gruppe von Menschen, die durch unseren Konsum in diesem Augenblick leiden und auch sterben, haben nur die wenigsten im Blick: 800 Millionen Menschen hungern gerade in diesem Moment und sind unterernährt. Dabei könnten alle Menschen leicht mit Nahrung versorgt werden. Wir verschwenden aber einen Großteil, indem wir 35% der globalen Getreide- und 75% der globalen Sojaernte zunächst an Tiere verfüttern und dann diese Tiere oder deren Produkte essen. Wir finden: das ist unmoralisch – und gehört be-en-det!
4. Auch wenn wir aktuell von der Covid-Pandemie abgelenkt sind: der Klimawandel ist das drängendste Problem unserer Zeit. Die Tierindustrie ist eine der Hauptursachen. Bis zu 51% der Treibhausgase werden durch die Tierindustrie erzeugt. Nach aktuellen Modellen ist die Klimakatastrophe kaum mehr abzuwenden. Durch Kipppunkte und positive Feedback-Loops kann die Nahrungsversorgung aller Menschen plötzlich einbrechen. Das kann zu einem Kollaps der Zivilisation führen. Milliarden Menschen wären betroffen. Wir finden, das ist unverantwortlich – und gehört be-en-det.
Es gibt also viele Opfer – im Prinzip alle. Lasst uns also gemeinsam dieses tödliche System beenden: einerseits – durch unseren eigenen Wechsel zu einer pflanzenbasierten Ernährung. Andererseits – durch unseren Druck auf die Politik, den Wechsel zu einem pflanzenbasierten System einzuleiten. Dass das die Politik kann, hat der kanadische Premier, Justin Trudeau, diese Woche bewiesen: er hat eine Investition der Regierung in den pflanzenbasierten Sektor in Höhe von 100 Millionen Dollar bekanntgegeben.
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Wir möchten nun – mit dem hier vergossenen Blut auf die riesigen, oft verborgenen Menschenrechtsverletzungen aufmerksam machen.
Liebe Mitmenschen,
Ich möchte versuchen, meine Rede so positiv wie möglich zu gestalten. Wir sind hier zwar wegen sehr schrecklicher und trauriger Ereignisse versammelt, ich bin aber überzeugt, dass wir trotzdem etwas Motivation finden können.
Zunächst ein paar Fragen:
Warum jeden Tag kürzer Duschen, wenn ich durch das passende Mittagessen um ein Vielfaches mehr Frischwasser sparen kann?!
Warum Bäume gegen die Wüste pflanzen, wenn ich jeden Tag Bäume retten kann, alleine durch die Wahl meiner Speisen?!
Warum nur Geld für Artenschutz spenden, wenn ich auch dreimal täglich beim Essen aktiven Artenschutz betreiben kann?
Wir schütteln seit Jahren den Kopf über die mächtige Autolobby, die dafür sorgt, dass Stickoxidwerte nicht eingehalten werden müssen. Wie mächtig ist dann wohl die Lobby der Tierindustrie? Diese sorgt dafür, dass wir nicht mal davon wissen, dass fast ZWEI DRITTEL der Stickoxidemissionen aus der Nutztierhaltung kommen. Stickoxide sind ein weniger bekanntes aber deutlich schlimmeres Treibhausgas als CO2.
Noch dazu nutzen wir schon jetzt ein Drittel der eisfreien Landfläche auf der Erde, alleine um unsere Nutztiere zu halten und zu füttern. Genauso schlimm sieht es in den Weltmeeren aus, bei unserem aktuellen Tempo könnten wir im Jahr 2045 keine Fische mehr haben (da werde ich noch nicht einmal 50 Jahre alt sein).
Nun könnte man fragen, wie wir all diese Verschwendung anprangern können und gleichzeitig 50 Liter Wasser ausleeren können? Selbst wenn durch unsere Aktion nur ein einziger Liter Milch weniger getrunken wird, sparen wir damit ein Vielfaches an Wasser wieder ein, sage und schreibe 1000 Liter Wasser werden für einen Liter Milch verbraucht. Außerdem ist es ein Tropfen auf den heißen Stein verglichen mit der absurden und brutalen Verschwendung, die alleine hier in München im Schlachthof stattfindet, dort werden pro Minute 50 Liter unschuldiges Blut vergossen.
Nun war nicht alles positiv in meiner Rede, aber darum kam ich nicht herum. Meine Botschaft ist, dass jeder und jede von uns einen Teil beitragen kann und wir mehr Macht haben als wir glauben können.
Darum zwei Forderungen: Erstens fordern wir PolitikerInnen auf dieses durch und durch kranke System der Tierhaltung abzuschaffen und zweitens fordere ich jeden Einzelnen und jede Einzelne auf, ihre Macht zu nutzen, selber etwas zu verändern, eine positive Botschaft zu verbreiten und jeden Tag Leben zu retten. Und das alles solange, bis das Blutvergießen ein Ende hat und wir, zumindest deshalb, hier nicht mehr stehen müssen. Vielen Dank!
Die Bundeswehr ist angerückt, um Arbeiterinnen und Arbeiter auf Corona zu testen. Das Rote Kreuz versorgt Familien mit Lebensmitteln, nachdem ihre ganze Siedlung unter Quarantäne gestellt wurde. Wieder sind Schulen und Kindergärten geschlossen, damit sich das Virus nicht noch weiter ausbreitet – und das alles wegen eines Schlachthofs!
Es sind unvorstellbare Nachrichten, die uns in diesen Tagen aus Nordrhein-Westfalen ereilen, wo in der Kleinstadt Rheda-Wiedenbrück Deutschlands größter Schlachtkonzern Tönnies seinen Sitz hat. Er steht im Zentrum des neuen Ausbruchs: Mehr als 1.300 (!) Corona-Kranke wurden unter den Mitarbeitenden des Milliarden-Betriebs und seiner Sub-Unternehmer bestätigt.
Aufgrund des Konsums tierischer Produkte weltweit, von denen etwa 98% aus der Massentierhaltung stammen, steigt die Gefahr der Mutationen und Ausbrüchen von Viren. Denn Betriebe, welche die größte Anzahl an Tieren auf geringsten Raum zusammenquetschen; werden am höchsten subventioniert. Das führt dazu dass sich die Tiere gegenseitig und auch die Arbeiter anstecken. Deshalb kommen 75% aller neuen Krankheitserreger von Tieren und auch in der Vergangenheit kam es dadurch zu den Ausbrüchen von MERS, SARS, HIV, EBOLA und jüngst COVID19.
Eine weitere Bedrohung sind antibiotikaresistente Bakterien. Ungefähr 80% der Antibiotika in Europa werden in der Tierhaltung eingesetzt und dies ist die Hauptursache für Resistenzen. Dadurch sterben in Deutschland jährlich mehr als 30.000 Menschen. Die WHO warnt davor dass, Antibiotika bald nicht mehr wirken und in den kommenden Jahren Millionen sterben werden.
Ein weiteres Problem ist, dass die Tierhaltung enorme Ressourcen benötigt, um eine verhältnismäßig winzige Mengen an Nahrung zu produzieren. Beispielsweise braucht man für ein Kilo Rindfleisch das zehnfache an Getreide und 15000 Liter Wasser. Deshalb ist die Ausbeutung von Tieren die weltweit größte Ursache für die Zerstörung von Ökosystemen und dies trägt zur Bedrohung durch Pandemien bei. Da Menschen zunehmend in Wildtierpopulationen eindringen und diese konsumieren. Dadurch wird Lebensraum der Tiere immer weiter eingeschränkt und es kommt häufiger zu Infektionen.
Wegen der nahenden Umweltkatastrophe, der enormen Kosten durch Pandemien und des wahnsinnigen Leidens von Milliarden Tieren fordern wir die Politik auf, Landwirte bei dem Umstieg auf Bio vegane Produkte zu unterstützen und alle Schlachthöfe zu schließen. Dies wird Realität werden, wenn genügend Menschen auf pflanzliche Ernährung umsteigen und somit die Industrie zusätzlich unter Druck setzen. In Kanada funktioniert das schon: dort wurden jetzt 100 Millionen Dollar für die Förderung des pflanzlichen Bereichs freigegeben. Daran sollen sich auch unsere Politiker ein Beispiel nehmen und die Milliarden von Euro an Subventionen, die derzeit die Tierausbeutung finanzieren, in die Umschulung von Landwirten investieren, um uns alle vor der nächsten Pandemie zu retten.
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